Youtubes Algorithmen unterstützen die Blasenbildung. Nicht die an Fersen oder auf der Haut, die sozialen Blasen sind gemeint. Youtube zeigt mir, was es glaubt, das mich interessiert, weil es andere interessiert, die ähnliches anschauen wie ich. Das macht youtubes vorgeschlagene Auswahl für mich ziemlich komfortzonig und etwas langweilig. Wenig Herausforderung zum dran reiben. Gemeinsam regen wir uns über die Kriege und unfähige Politiker und die Mitläufer-Gesellschaft auf, oder erforschen neue Erkenntnisse der Hirnwissenschaft, der Biologie und der Selbstheilkraft.
Vor diesem Hintergrund schlug mir youtube das Video „Pathologisierte Intelligenz: Wenn geistige Gesundheit wie eine Störung aussieht“ vor.
Das gab mir endlich mal richtig Gedankenfutter. Denn es betrifft meine Ansichten, mein Angebot und meine Expertise. Nicht nur, dass META-Health den Sinn von psychischen und physischen Krankheiten voraussetzt und näher untersucht, ich hatte ja selbst Erfahrungen mit Manie, Depressionen, und während deren Heilung mit radikaler Äusserung von Emotionen gemacht, ohne die soziale Zurückhaltung, die unser Zusammenleben sonst vereinfachen soll. Ich habe tiefe Gespräche geführt über unsere kranken Gesellschaften, deren Traumata und deren Fesseln. Ich war und bin überzeugt, dass diese Systeme selbst Organismen sind und sich die gleichen Prägemechanismen und Interaktionen wie im menschlichen Wesen übertragen lassen. Alles braucht Heilung, um Gesundheit zuzulassen oder gar hervorzubringen – weil jeder kranke Zustand auch eine Strategie ist.
Trauma oder Parasit?
Die Autorin des obigen Videos, die Designerin Marina Karlova, behauptet aber mehr als das. Sie sieht die Gesellschaft befallen von einem Parasiten, der um sein Überleben zu sichern, unser Denken und Fühlen kapert und uns zu Zombies macht, die fortan helfen, unser Umfeld zu infizieren und mit zu unterwerfen. Mit Unverständnis, Gaslighting und einem moralischen Käfig voller Sinnverdrehung. Klingt wie ein schlechtes Sci-Fi, und wie Stockholm-Syndrom. Aber kommt das Szenario nicht auch bekannt vor aus unserer Geschichte und Realität?
Marina Karlova sammelt Follower, die entsprechende Erfahrungen gemacht haben. Sie spricht gegen Psychotherapie und -therapeuten, da diese innerhalb des befallenen Systems arbeiten und die Andersartigkeit als krank etikettieren und daher auch nur das Individuum anpassen würden, anstatt das System zu verändern und zu heilen.
In einem weiteren ihrer Videos beschreibt sie treffsicher, was bei einer Traumatisierung geschieht:
„Trauma ist ein Moment, in dem das System einen Kontrollalgorithmus durch einen Schwachpunkt ins Bewusstsein lädt“
– das heisst, dass während eines UDIN (ein unerwarteter, dramatischer, isolierter und hilfloser Moment) Warntrigger und bestimmte Glaubenssätze installiert werden, die die Funktion haben, die Betroffenen durch Konfliktvermeidung zu schützen. Und Karlova behauptet, dass Traumaarbeit und Therapie daran nichts verändern, sondern das Muster festigen.
Wissenschaft und Weltsicht
Sie ist nicht wirklich allein, das Dilemma von mentaler Gesundheit zu erkennen. Interessanterweise schreibt auch Neurobiologe und Primatenforscher Robert Sapolsky in seinem Buch „Gewalt und Mitgefühl. Die Biologie des menschlichen Verhaltens“, dass er dem Zustand der Depression mehr Realismus zumisst als dem der (optimistischeren) „Normalität“.
Er weist auf die Bedeutung prägender Erfahrungen der frühen Kindheit hin, von Bindung und Erziehungsstilen, und wie diese von Normen der Zeit mitbestimmt sind:
„Kulturen (beginnend mit den Eltern) erziehen Kinder zu Erwachsenen, die sich so verhalten, wie es die jeweilige Kultur schätzt.“
Eltern, Schule, Gleichaltrige, Vorbilder und Medien: im Allgemeinen durchläuft jedes Kind einen durchgreifenden Formungsprozess zu Personen, die ihrer Umgebung, deren Werten und Normen angepasst sind. Das ist ein natürlicher Prozess, da Menschen soziale Wesen sind, und Normen ein Zeichen der Sicherheit innerhalb unserer Gruppe darstellen.
Unsere Persönlichkeit ist immer ein Tauziehen oder ein Tanz zwischen „Althirn“ und „Neuhirn“ – zwischen Sicherheit, Selbsterforschung und Erweiterung. Vom Sicherheitsbedürfnis profitieren Macht- und Kontrollstrukturen: Unsicherheit macht empfänglich für Propaganda.
Sapolsky ist nach meiner Einschätzung selbst ein Idealist, was seine Wertvorstellungen betrifft: die uns angeborene Vorsicht gegenüber Menschen die „anders“ aussehend, riechen, sprechen… als wir selbst, und die damit nicht unserer unmittelbaren sicher empfundenen Gruppe angehören, findet er bedrückend. Die Fähigkeit einiger religiöser Menschen, ihre Feinde und Peiniger nicht nur zu verzeihen, sondern sie zu lieben, ist ihm als Atheisten zwar schwer verständlich, aber er schätzt diese dem Menschen zugängliche Fähigkeit hoch.
Für Karlova ist vor allem der moralische Druck, zu verzeihen und nicht heimzuzahlen, ein Mittel der Macht und Kontrolle, der sich bis hin in die Psychotherapie auswirke und sie daher nutzlos für die Heilung mache. Sie hat auch entsprechende Videos gemacht, die Traumaheilung, Inneres-Kind-Arbeit, und überhaupt die Arbeit von menschlichen Therapeuten als nutzlos abqualifizieren. Stattdessen nutzt sie künstliche Intelligenz. Ich kann mir vorstellen, dass sie selbst unter entsprechender „Therapie“ gelitten hat, die ihre natürlichen Empfindungen und Emotionen versuchte zu dämpfen, anstatt ihnen Raum zu geben. Und die Erfahrung prägt unser Denken und nimmt – oder schafft! – uns Illusionen. Wir neigen dann zum Generalisieren und sehen die Welt durch den Filter unserer gerichteten Wahrnehmung.
Warum bemerke ich das hier? Weil ich in Zeiten psychischer Ungesundheit selbst von Psychotherapeuten Hilfe erfahren habe, die mich nicht an die kranke Welt anpassen wollten, sondern mir mit Neugier, Empathie und Humor begegneten, und weil ich selbst anderen Menschen so helfe – zu deren eigenen Bedingungen.
Für Marina Karlova sind kritisches Hinterfragen, Logik und die Übersichtsebene der Königsweg aus der Anfälligkeit für Manipulation. Dabei muss man auch die eigene Abhängigkeit von der Gruppe und deren Machtstrukturen hinterfragen, was natürlich desto schwieriger und schmerzhafter ist, je unmittelbarer diese empfunden wird!
Vor diesem Hintergrund lese ich interessiert ihre Abhandlung „Fraktales neuromorphes Universum: Ein Integriertes Modell von über verschiedene Materieebenen hinweg organisierten Informationsnetzwerken“ :
„Basierend auf jüngsten Entdeckungen in der Astrophysik, der Theorie komplexer Systeme und der Bewusstseinsforschung zeigen wir strukturelle und funktionale Ähnlichkeiten zwischen neuronalen Netzwerken, biologischen Systemen, sozialen Strukturen und kosmischen Netzen auf.“
Diese Weltsicht „wie oben, so unten“ und die potenzielle Einheit alles Seins und Bewusstseins über Raum und Zeit hinaus reflektiert nicht nur menschheitsalte Philosophien, sondern auch die Arbeitsweise unseres Hirns und dessen Neuroplastizität, die von Forschern wie Sapolsky untersucht und erklärt wird. Und das kann man selbstverständlich auch positiv in der Begleitung und Therapie von Menschen einsetzen, die an der Gesellschaft, dem Partner, sich selbst oder an Symptomen leiden.
Genau dies tut META-Health!
Immunität gegen Zombieismus
Karlovas Theorem vom CORDYCEPS, der parasitischen Anpassungsstruktur, bietet einen Weg, den destruktiven Zeitgeist zu erklären, dem die Menschlichkeit mit ihrer Kreativität und zwecklosem Spiel abhanden gekommen ist. Aber durchdringt der das menschliche Zusammenleben so weitreichend, wie Karlova es darstellt? Meine Erfahrung sagt Nein. Das würde auch dem fraktalen Universum widersprechen, in dem alles vorhanden ist. Fast jeder Mensch hat unter fördernden Umständen Zugriff auf diesen forschenden, spielenden Kern.
Der ist verbunden mit Selbstwertgefühl! Etwas herauszufinden, zu erschaffen, auszudrücken gibt uns ein Glücksgefühl mit uns selbst. Niemand muss uns das Recht dazu geben – aber unsere Gesellschaft und ihre Erziehung tut einiges, um es einzuhegen. Denn Individualismus und Selbstbewusstsein sind unbequem. Eltern und Lehrer haben Angst vor Egoismus, Gier, unsozialem Verhalten, und suchen diese in aufwachsenden Kindern zu unterdrücken. Interessanterweise sind diese Untugenden Perversionen, die nicht etwa natürlich in uns angelegt sind, sondern die wir eben auch aufgrund von Erfahrungen und Vorbildern lernen. Mit unserem so geprägten kognitiven Bias und auch den unbewussten Schutzstrategien erschaffen wir unsere täglich erlebte Realität mit: für mich ist das das wahre „Gesetz der Anziehung“.
Zur META-Übersicht gehört das Bewusstmachen von Mustern und Perspektiven, und damit Absichten innerhalb unseres Lebens und dessen Netzwerken. Der CORDYCEPS-Parasit findet dort besser Halt, wo grosse Bedürftigkeit nach dem Kollektiv und dessen Ressourcen herscht, physisch, psychisch oder finanziell. Ein Basisgefühl von (Selbst-)Vertrauen und Autonomie macht hingegen „immun“ gegen ihn.
Deswegen geht es darum, die eigene abgespaltene oder unterdrückte Energie wieder zugänglich zu machen, die uns hilft, die nötigen Schritte zu unternehmen, unseren Platz oder Weg nicht nur zu erkennen, sondern ihn einzunehmen. Die Thesen von Marina Karlova finde ich dabei eine nützliche, provokante Inspiration.
In META-Health finden wir das Gute beider Welten: den durchschauenden „Königsweg“ und die therapeutischen Schritte und Hilfen der Coregulation und Traumaarbeit – für unsere Fähigkeit unser Selbst zu definieren, aus gewohnten Reaktionsmustern auszusteigen, und die Netzwerke durch unser Universum bewusst zu nutzen!
Referenzen:
Youtube-Kanal von Marina Karlova https://www.youtube.com/@marina-karlova
Marina Karlovas Publikationen:
C.O.R.D.Y.C.E.P.S – Ein Modell der systemischen kognitiven Hijacking: Das parasitäre Programm als soziales neuronales Netzwerk https://zenodo.org/records/15069340
Die fundamentale Inoperabilität der Psychotherapie: Eine kritische Analyse aus der Perspektive des Hammurabi-Paradigmas https://zenodo.org/records/15182641
Fraktales neuromorphes Universum: Ein integriertes Modell von Informationsnetzwerken über verschiedene Ebenen der Materieorganisation https://zenodo.org/records/15127257
Kritische Analyse der Theorie des fraktalen neuromorphen Universums https://zenodo.org/records/15153895
Robert Sapolsky „Gewalt und Mitgefühl: Die Biologie des menschlichen Verhaltens | Über die Ursachen und die Entstehung von Aggression“ (original: „Behave | The Biology of Humans at our Best and Worst“ (Penguin Press, Mai 2017)
Bilder:
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Researchgate Bildzitat „Comparison between human brain cells (left) and the Universe galaxies (right) [5].“ https://www.researchgate.net/figure/Comparison-between-human-brain-cells-left-and-the-Universe-galaxies-right-5_fig1_341275519