Vom blinden Fleck zum Panorama (2)

Lernschritte mit 😉

In diesem Artikel über die Schlüsselerlebnisse hast du über verschiedene Auffassungen – gesellschaftlich, familiär oder individuell – erfahren, die Ursachen für Sehveränderungen und andere Funktionsänderungen in deinen sensorischen Organen sind.

Und nein, man „kann nichts für“ eine solche Veränderung, mehr als dass man sie sich erhält, durch Angewohnheit oder Verharren in einer Position, die die „Negativveränderung“ fördert und somit das Erlernen und Anwenden einer verbesserten Funktion verhindert.

In diesem Artikel möchte ich dir Alternativen zu diesen Angewohnheiten eröffnen, die du leicht verstehen und sofort anfangen kannst, sie für dich zu erkunden. Wir bleiben beim Beispiel der Sehfunktion; die gleichen Prinzipien gelten jedoch generell für alle Arten von Sensorik.

Ich empfehle dir, die Brille oder Kontaktlinsen so viel abzunehmen, wie es dir einfach und angemessen erscheint (also nicht beim Autofahren!), auf jeden Fall beim Augentraining und wenn die äußeren Bedingungen es in der Freizeit zulassen. Also, wenn du dir ein sicheres Umfeld geschaffen hast und ein paar Minuten Zeit, dann nimm die Brille jetzt ab und…

Sieh dem Tiger ins Auge!

Erfühle die Emotion beim unscharfen Sehen, identifiziere sie! Ist es Unsicherheit, Ärger, Trauer? Womöglich eine Kette daraus? Du kannst sie nun erstmal akzeptieren, beobachten. Sie ist Dein Reaktionsmuster auf das was du nicht mehr klar erkennen kannst. Aber dieses Muster ist der Erweiterung der Sehfähigkeiten nicht förderlich, denn es schließt auch Deine Filter.
Statt dieser Reaktion kannst du aber eine andere, hilfreichere wählen!
Formuliere nun mit dieser Wahl deine persönliche Affirmation, zB:“Mein unscharfes Sehen macht, dass ich mich jetzt unsicher und verletzlich fühle. Das ist ok. Und nun wähle ich, mich beschützt und immer sicherer zu fühlen.“ Dieser zu genau dir passende Spruch wird nun Dein „Mantra„. Du wirst ihn tägliches eintrainieren, auf den Badezimmerspiegel und auf die Kühlschranktür kleben, 3 Wochen lang wird er dich beim Sehen ohne Brille begleiten. Denn erfahrungsgemäß braucht der Organismus 21 Tage, um neue Reaktionsmuster in seinen Automatismus zu integrieren.

Stell deine Filter auf Aufnahme!

Dafür ist ein positives Grundgefühl von größter Bedeutung. Vergegenwärtige dir vor dem Üben Momente, wo du richtig gute Wahrnehmung hattest und ein tolles Erlebnis! Wie fühlten sich die Augen da an? Genau das Gefühl kannst du in deiner Fantasie bewußt verstärken, auskosten und in Dir verankern. (Wenn Dir der Begriff „verankern“ nicht viel sagt, lies bitte erst hier nach.) Es stimuliert alle Funktionen für gutes Sehen.

Erfrische deine Augen!

Denn ihre Funktion wird durch Ermüdung und einseitige Überlastung gemindert. Wenn Du Computer- oder ein sonstiger Detailarbeiter bist, gönn Deinen Augen Entspannungspausen und sorge für Ausblicke auf verschiedenen Distanzen. Mach zwischendurch Augenbewegungen, die ihr Ausmaß voll ausnutzen (so wie Augenrollen, abwechselnd nach rechts und links, oben und unten blicken usw).

Mach es dir leicht und nutze deine Ressourcen

Welche anderen Funktionen, die dir zur Verfügung stehen, unterstützen Dein Sehen? Unsere Informationsaufnahme ist unvollständig und kann vom Gehirn nicht optimal ausgewertet werden, wenn sie nicht alle Sinne umfaßt. Mach mal einen Waldspaziergang und nimm wahr, was deine Aufmerksamkeit weckt. Geräusch, Geruch und hautsensorische Eindrücke sowie feine Instinkte runden das Bild, das dir deine Augen vermitteln, ab.

Außerdem spielt deine Vertrautheit mit dem Gesehenen durch das Erkennen von Ähnlichkeiten und die Informationsergänzungsfähigkeit des Gehirns eine große Rolle (du erkennst etwas leichter, wenn du weißt was zu erwarten ist, daher kannst du Texte in deiner Muttersprache viel schneller lesen als fremdsprachliche).

Wie optimal sind deine äusseren und physiologischen Bedingungen?

Suboptimale Umstände schaffen suboptimale Leistung. Auch die Augengewebe wollen versorgt und gepflegt sein. Wie steht es mit Ernährung, Frischluft, Bewegungsfreiheit und Entspannung? Gute Lichtverhältnisse und Kontraste regen die Stäbchenzellen der Netzhaut an.

Trainiere deine bildliche Vorstellungskraft!

Denn das interne Sehen setzt den Rahmen für das externe Sehen. Trainiere dein visuelles Erinnerungsvermögen (Memory, Kim-Spiele) und auch das Visualisieren (zB von Idealbildern deiner Zukunft).

Dokumentiere deinen Lernprozess

Nimm Fortschritte, Glücks- und Sichtschärfemomente wahr und verankere sie in dir als neue Referenzerfahrungen.
Wenn du bei Übungen oder im Alltag Widerstände oder Unwohlsein spürst, nimm sie wahr mit Neugierde. Woran wirst du erinnert? Worauf weist das hin, wie/wann verändert es sich? Schreib es kurz auf, um bei passender Gelegenheit darauf zurückzukommen. Hier hast du eine Warnmarke auf deiner inneren Karte und möchtest herausfinden, ob sie noch aktuell ist.

Sprich mit dir wie ein guter Coach:

Weise dich auf jeden Erfolg und auf alle Details am Rande hin, die sich lohnen wahrzunehmen; halte dich bei der Stange mit immer neuen interessanten Aufgaben und Entdeckungen; hab immer wieder ein Lächeln und ein Zwinkern für dein Sehen, so wie für ein geliebtes Kind oder Tier, dem man einfach alles verzeihen kann!

Der „innere Oberlehrer“ ist fürs lustvolle und effektive Lernen der größte Hemmschuh mit seinen Erwartungen, seinen Abqualifizierungen und Bestrafungstendenzen. Aber er macht das nur aus Angst, und die ist kein guter Berater. Es ist in Ordnung, ihm jetzt zuzuzwinkern und sich wieder dem guten Coach zuzuwenden 😉

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Foto: Raphael Pinto

Ein Originalartikel vom Blog META-Evolution – jetzt bei PermaHealth

Vom blinden Fleck zum Panorama (1)

Foto: Mihai Tamasila

Schlüsselerlebnisse

Ich werde es nie vergessen.

Als Twen mit Rucksack und Zelt trampen auf den Kanaren. Jeden Tag woanders wild campen. Abgelegene Stellen aufsuchen, auf sich selbst gestellt, Abenteuer.
Die 1.5-Literflasche Wasser am Bergbach auffüllen und in Dorfläden Brot oder Cracker besorgen. Ein heisser Tag in felsiger Gegend, ich fragte einen Local nach dem rechten Pfad hinauf. Der Weg war lang, ich war durstig und trank mein Wasser mit Bedacht, erst Mund ausspülen und alle Schleimhäute benetzen, dann langsam schlucken. Vor dem Sonnenuntergang einen Schlafplatz gesucht, Zelt aufgebaut. In der Nacht aufgewacht vor Durst und das letzte Wasser getrunken. Kein Bach in der Nähe…

Ich wachte morgens auf mit dem Mund wie Watte.
Die Flasche leer.
Ich schleckte das Kondenswasser von der Innenseite der Zelthaut…

Wasser, wo mag der nächste Bach sein, oder das nächste Haus? Ich scanne die Umgebung ab auf Vegetation und mögliche Zeichen von Feuchtigkeit. Halt, was war das?

Da bewegt sich was Buntes – ein Mensch kommt da hinten durch die Felsen. Er steuert mein Zelt an!
Das ist der Mann, der mir gestern Auskunft gegeben hatte! Er hat eine Plastiktüte dabei, die er mir gibt und mich angrinst.

Darin – eine Flasche Cola…

Panorama

Bis heute weiss ich nicht, ob der Mensch ein Engel war.
Aber das hat mich begleitet, und geprägt beim Reisen – ein Vertrauen, die richtigen Menschen zu treffen und, wenn ich es brauche, Hilfe zu bekommen.

Jeder von uns hatte Schlüsselerlebnisse, die oft präsent bleiben in der Erinnerung, aber immer abrufbar auf der unbewussten Ebene des Gefühls.

  • Der erste Kuss!
  • Das knapp verlorene Fussballspiel mit dem verzogenen Elfmeter.<7li>
  • Der Augenblick, als Du verstandest, dass Dein geliebter Freund fort ist.

Welche gefühlsgeladenen Momente haben Dein Leben geprägt?

Diese Momente des Schrecks, des Glücks, des Schmerzes, der Erleichterung werden in Dir gespeichert und bewertet.

Du entwickelst Sympathie und Antipathie der zugehörgen Eindrücke, und Vermeidungsstrategien „Respekt bis Angst bis Phobie“ vor den mit unangenehmen Empfindungen verknüpften Erfahrungen, abhängig von der internen Bewertung. Diese natürliche Strategie wählt aktive Trigger aus, also welche Sinneseindrücke oder Gedanken in Dir Unwohlsein auslösen als Warnzeichen! Und natürlich auch Faktoren, die Dich trösten, entspannen oder glücklich machen.

Software für den Autopiloten

Das ist wie das Zeichnen einer inneren Landkarte und die Einstellung des Autopiloten zur Navigation durchs Leben: Manche Routen werden ausgebaut und tief eingefahren, andere gemieden und einige, verdeckt durch Verbots- und Baustellenschilder, nie entdeckt.

Die innere Landkarte drückt sich – früher oder später erkennbar – körperlich aus.
Nicht nur in Gesichtsfalten. Auch in Stärken, Schwächen, Eigenheiten und Krankheitsneigungen. Die Dich begleiten und -manchmal- vom Geniessen Deines Daseins abhalten.
Als Therapeut vertraut mit Muskelspannungsmustern, Reflexzonen oder Energieleitungssystemen kann ich über diese oft gute Hinweise über Verarbeiten oder Verdrängen gewisser Emotionen des Klienten bekommen. Und hier liegt auch der Schlüssel zum Pfad der Befreiung – der Entwicklung von Funktionen, die unserer jetzigen Situation und unseren Vorhaben besser angepasst sind. Unser Evolutionspotential!

Nehmen wir zum Beispiel Sehschwäche. Der Begriff bezeichnet eine eingeschränkte Möglichkeit , Ziele auf unterschiedlichen Abständen in Fokus zu nehmen und klar zu erkennen. Die Zusammenarbeit vieler verschiedener Gewebe im und ums Auge ist gefordert: Linse, Glaskörper, Netzhaut und Sehnerven fangen das Bild auf und leiten es ans Gehirn weiter; Viele Augenmuskeln bestimmen Bewegungen und Form des Augapfels, Bindehaut und Hornhaut schützen ihn. Tränendrüsen reinigen und schmieren ihn, Augenlider und Wimpern haben auch Reinigungs- und Schutzfunktionen. Auf allen diesen Ebenen wirken auch suboptimale Funktionen und – Routinen auf die Sehstärke aus.

Ausgewertet werden die erhaltenen Eindrücke im Gehirn. Stimuliert auch: durch das Hinschauen-dürfen und -wollen.

Was nicht stimuliert wird, verkümmert

Spürst Du, welchen Einfluss hier Dein innerer Autopilot hat? Er lenkt Dich in die vertrauten Gassen und auf die Autobahnen der Routinen, hält Dich in der sicheren „comfort zone“. Auffällig ist, wie sich vor allem Kurzsichtigkeit explosiv verbreitet hat, seitdem gesellschaftlich mehr und mehr Wert aufs Detailsehen, aufs Lesen in Büchern, Skripten und Computern gelegt wurde.

Zudem ist der Ursprung der Anderssichtigkeit wiederum eine biologische Strategie, die Dir erlaubt(e), etwas Bedrohliches, Unerlaubtes oder Unerträgliches nicht sehen zu müssen, und Dich so auf Angenehmeres, Sicheres fokussieren zu können. Auch das Aus-den-Augen-verlieren eines für Dich bedeutungsvollen Anblicks oder Ziels führt zu einer Reaktion und zu einem Fleck in Deiner Landkarte.

Gibt es verfügbare Updates?

Die Emotionen, die mit diesen anfänglich sehr wohl zweckmässigen Änderungen Deines Sehens gekoppelt waren, und die mögliche Angst vor ihnen, sind Schlüssel zur Öffnung für Sehverbesserung. Vergleichbar mit einem Wagen, den Du am Berg mit angezogener Bremse parkst, damit er nicht wegrollt und zur Gefahr wird, wirst Du auch für Dein Sehen die Handbremse erst lösen, wenn deren Funktion durch andere Mechanismen kompensiert ist oder wenn du sicher bist, dass sie inzwischen überflüssig ist.

Das ist der Grund, warum eine Brille zwar eine äusserliche Sehverbesserung erzwingt, aber den Prozess der weiteren „Augenverschlechterung“ nicht aufhalten kann. Auch Augenübungen allein helfen nur dem, der keinen emotionalen Grund für seine Sehschwäche mehr im Autopiloten einprogrammiert hat, sondern ihn durch wache, freudige Neugierde auf der Basis von Geborgenheit ersetzen konnte.

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Foto: Mihai Tamasila